Von aufwendiger Promotion beeinflußt, hatte man sich ein Wiederauftauchen der Rolling Stones aus der Versenkung erwartet. Was sich jedoch den 8500 zahlenden Zuschauern im Innsbrucker Olympiastadion bot, war nichts weiter als die Show Mick Jaggers. Und selbst diese beschränkte sich, sehr zum Leidwesen der Fans, auf eine knappe Dreiviertelstunde. Da hopste - im Vergleich zu Billy Preston im Vorprogramm obendrein noch recht ungelenk - ein Riesenmundwerk auf die Bü:hne, das alles zu verschlingen schien, angefangen vom Transvestitengesicht Jaggers bis zu den ebenso kostbar wie nachlässig geschmückten Rest-Stones. Diese vier könnten sich genausogut ins Publikum setzen - niemand würde sie auf der Bühne vermissen. Nicht Charlie Watts, der hinter den Drums sitzt wie ein seriöser Geschäftsmann hinter dem Schreibtisch, nicht die starre Salzsäule Mick Taylor, nicht den lammfrommen Bill Wyman und nicht Keith Richards, der sich vom nun schon zehn Jahre |
währenden Rollen so abgeschlafft zeigte, daß er
während des recht kurzen Auftritts gerade noch ein drei- oder
viermaliges Beinschlenkern verkraftete. Progressivität made by Rolling Stones hat sich überlebt. Stones-Chef Mick Jagger dürfte dies wohl auch nicht verborgen geblieben sein, und er verstärkte daher in seiner Show den Unterhaltungseffekt. Keine schlechte Alternative, denn "you can't always get what you want" - man kann nicht immer haben, was man will - in Innsbruck nicht einmal eine Zugabe. Weder Fans noch Tourneeleitung waren ganz zufrieden. 800 Stehplätze waren frei geblieben. Eine Million Schilling standen unter dem Schlußstrich der Einnahmenrechnung. Für den Ausfall entschädigt wurden Hallenleitung und Manager dadurch, daß Einrichtung und Fenster auch nicht die kleinste Schramme davontrugen. Weder den 38 Polizisten noch dem Stones-"Selbstschutztrupp" bot sich ein Grund zum Eingreifen. R.Benedikt |
Bildkommentar: Die Begeisterung hielt sich in Grenzen. Nur einige - hauptsächlich italienische Fans - ließen ihrem Temperament freien Lauf. Die Show an sich, das Spiel mit dem Licht, hinterließ am Sonntagabend im Innsbrucker Olympiastadion den besten Eindruck. Wie schon im Bild zum Ausdruck kommt, begnügten sich die Stones größtenteils mit ihrer Rolle als Beleuchtungsobjekte. |